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Abgelenkte Piloten verpassen ihr Ziel um 240 Kilometer
Terroralarm in Minneapolis: Der Funkkontakt zu einer Northwest-Airlines-Maschine war abgerissen, das Flugzeug schoss Hunderte Kilometer über ihr Ziel hinaus, und die Luftwaffe war bereits eingeschaltet - als die Piloten sich endlich meldeten. Sie hatten diskutiert.
Minneapolis - Hunderte Kilometer hinter ihrem Zielflughafen hat die Cockpit-Crew vom Flug 188 aus San Diego erst ihren Fehler bemerkt. Da war das Flugzeug der US-Gesellschaft Northwest Airlines längst über Minneapolis hinausgeflogen. Gegen 19 Uhr am Donnerstagabend verlor der Airbus A320 den Funkkontakt zu den Fluglotsen. Nach Angaben der Kommission für Verkehrssicherheit (NTSB) wurde der Kontakt erst um 20.14 Uhr wieder hergestellt.Die Piloten baten um Erlaubnis umzukehren.
Die Besatzung erklärte laut Flugaufsichtsbehörde (FAA), sie sei am Mittwochabend wegen einer hitzigen Diskussion über Regelungen der Fluggesellschaft abgelenkt gewesen und habe ihre Position aus den Augen verloren. Die NTSB wies Fragen, ob die Piloten möglicherweise eingeschlafen waren, als "Spekulationen" zurück. Die Flugschreiber wurden zur Auswertung nach Washington geschickt. Die Piloten wurden von ihrer Fluggesellschaft vorerst vom Dienst suspendiert und sollten später von der FAA vernommen werden.
Da der Funkkontakt abgerissen abriss, verständigte die FAA die Luftwaffe - schließlich konnte kein Szenario ausgeschlossen werden, auch eine Entführung nicht. Die Streitkräfte setzten Kampfflugzeuge an zwei Standorten in Alarmbereitschaft. "Nachdem der Funkkontakt wieder hergestellt war, haben wir Entwarnung gegeben", sagte Luftwaffensprecher Michael Kucharek.
Bereits der zweite Verflieger in den USA
Die Maschine landete sicher in Minneapolis, niemand der 149 Menschen an Bord wurde verletzt. Doch nach der Landung betraten Polizisten den Airbus und die Passagiere, die von dem "Umweg" nichts mitbekommen hatten, waren zumeist entsetzt.
"Alle standen auf, um das Gepäck zu nehmen und dann war überall Polizei", sagte Andrea Allmon, die für den Northwest-Flug 188 Business Class gebucht hatte. Sie sei schockiert gewesen, als sie erfahren habe, was vorgefallen sei. "Wenn ich meine Arbeit mache, dann mache ich meine Arbeit", sagte sie im Hinblick auf die Piloten. "Diese Kerle sollen aufpassen, was während des Flugs passiert."
Maschinen vom Typ Airbus A320 sind mit einem telefonähnlichen Funkgerät ausgestattet, mit dem die Bodenkontrolle das Cockpit erreichen kann, wie Shirley Phillips erklärt, eine frühere US-Airways-Simulator-Trainerin und A320-Pilotin. "Das ist ziemlich laut." Es gebe zwar viele verschiedene Geräusche im Cockpit, aber das Geräusch könne man eigentlich kaum verwechseln, sagte Phillips. In jedem Fall werde im Cockpit jedes Wort aufgenommen. Daher sei es einfach herauszufinden, ob die Piloten angeregt diskutierten oder aber schnarchten.
Dieser Verflieger war bereits der zweite ungewöhnliche Vorfall, an dem US-Fluggesellschaften in dieser Woche beteiligt waren. Am Montag hat eine Boeing 767 der Fluglinie Delta Airlines auf dem Atlanta Hartsfield Flughafen ihr Ziel verfehlt: Die Maschine mit 182 Passagieren an Bord landete statt auf der Landebahn auf einer parallel verlaufenen Zufahrtsstraße. Der sogenannten Taxiway war nicht gesperrt, aber zu dem Zeitpunkt war kein Bodenfahrzeug dort unterwegs.
abl/AP/Reuters