Das erstemal selbst fliegen:
https://adobe.ly/2ISweMY
Ohne Frühstück (man weiß ja nie) ging es mit der ganzen Fam. nach EDMY.
Pilot Robert wartet dort schon auf uns und bereitete die Yak-52 für den Flug vor.
Was übrigens wirklich aufwendig ist, siehe: https://www.yak-52.com/Engine%20Start-U ... cedure.pdf
Also dann ab ins Cockpit hinten.
Eng, aber nicht enger als der A-320

Die Pedaleposition ist selbst am Anschlag eine Trombosengarantie.
Erst wird der Fallschirm hauteng angeschnallt und darüber kommt dann der 6. Punktgurt.
Nüchtern erklärt mir Robert: "Falls was schief geht, ziehst Du den Stift da. Dann drehen wir uns auf den Rücken, öffnen die Kanzel und lassen uns einfach raus fallen."


Das Intercom ist ausgezeichnet klar.
Nicht so die russischen Instrumente. Dank L-39 und etwas Theorie im Vorfeld war aber schnell alles klar und Robert kommentierte das mit der üblichen Frage: "Woher weißt Du das alles?"

Dann das erste Highlight:
9 Zylinder ohne Auspuff donnern los und tauchen alles in weißen Rauch - hat was von Vulkanausbruch.
Die Augen der Fam. wurden plötzlich größer.
Dann die scharfe Ansage von Robert: "Rühr nichts an!"
Klar, alle Inputs sind mechanisch verbunden und nicht trennbar wie bei der L-39.
Unabsichtlich ist schnell der Stick oder Throttle mit z.B. dem Knie blockiert.
Dann taxeln...herrlich das zischen der Pneumatikventile der Radbremsen.
Exakt geradeaus fahren scheint tatsächlich schwierig.
Dann AirCondition aus - soll heißen Kanzel schließen. Erstaunlich leise plötzlich - ernsthaft!
Dann der TakeOff.
Die Beschleunigung ist nicht ganz auf A-320 Niveau.
Der Steigflug nach 500m Rollbahn war dann aber einen Tick krasser

Natürlich nicht lange - bei 380PS geht der Dampf bald aus.
Dann kommt natürlich die Mutter aller Fragen: "Darf ich mal?"
Robert ist skeptisch: "Zeig mir erst das Du steuern kannst - Kurs und Höhe halten".
Juhu! Die feuchten Hände am Stick der Yak merkt man sofort drei Dinge:
a) Es gibt keine Totzone, absolut null.
b) Der notwendige Druck ist mit einem original Warthog identisch, nur ohne das Losbrechmoment.
c) Die Yak reagiert extrem direkt, vergleichbar mit der DCS L-39 mit linearen Inputs.
Dank der super feinen Trimmung ist Höhe halten sehr einfach. Dann muss ich noch die Pedale anhauchen um den Track perfekt zu halten.
"Ok passt, jetzt flieg rechts auf HDG310, steig mit 3m/sec auf 850m msl und halte die Geschwindigkeit!"
LCR Déjà-vu !!!


In DCS habe ich oft das Gefühl einen Tick zu langsam zu steuern, nicht präzise genug, zu wenig Gefühl zu haben.
Hier in der Yak dagegen ist es nach wenigen Minuten als wenn man die Maschine mit den Gedanken steuert.
Alles ist unglaublich fein, präzise und vorhersehbar.
Die Sicht als Sozius ist gleich null nach vorne, aber die Parameter werden ja eh nach Instrumenten geflogen und das klappt wunderbar.
Robert ist von meiner Begeisterung eher gelangweilt: "I have control...."
90° bank, dive 50° mit 290km/h, abfangen bei 30m AGL und mit 3G in den Climbout - Wie geil ist das denn?!!

Am Ende vom climbout, idle power, 200km/h, 150, 130, Buffets, schlagartig bricht die Maschine über den rechten Flügel weg, er zieht weiter und schon trudeln wir...SCREAM!!...Capture kaum 300m tiefer.
Jetzt reichts mir - also nicht vom fliegen: "Request control!"
Er gibt Sie mir.
Erst climb turn mit 60° bank - präzise den Gegenkurs erwischt.
Dann Aileron Roll left und right (mist, right viel zu wenig Druck auf dem Stick).
Jetzt invertet...Stick pull bis zum Anschlag und trotzdem sinkflug...trimm, trimm, trimm, endlich. Geil!

Robert will wieder:
Rum um den Wendelstein, Vollgas, over the wing dive +60°, 340km/h und dann Looping mit 4G (kurz mal 5G).
Seltsam, es wird dezent dunkler um die Augen


Auf dem Weg nach Hause soll ich wieder fliegen..."Jetzt wird´s lustig!" sagt er.
Plötzlich geht es nur noch rauf/runter/links/rechts.
Aufwinde von den Berghängen zusammen mit einem großen See sorgen für Turbulenzen.
Aber auch da lässt sich mit der Yak schön antizipieren und das Flugbild ist wieder ruhig.
Viel zu schnell ist die Landebahn quer ab sichtbar und wir sind sanft und center lined wieder unten.
Die Fam. wirkte erleichtert, aber auch enttäuscht: keine Kotztüte?
Dann noch tanken, die 1.2 Tonnen per Hand zum Hangar wuchten, fachsimpeln, essen.
What a Day!
Und falls jetzt jemand fragt ob Airliner oder Aerobatics besser ist:
Das sind zwei grundverschiedene Welten!
Die Aussicht, das Ambiente und Fluggefühl im A320 Cockpit sind für mich nahe an der Erleuchtung.
Die Mischung aus Angst und Adrenalin bei der Yak ist dagegen eher ein total krasser Roadtrip.
Film siehe link oben.